Aktuelles im Detail

Statement der Pfarrpersonen zum OB-Podium des Kirchenkreises

Der evangelische Kirchenkreis Erfurt hat für den 08.05.24 alle sechs OB-Kandidat*innen zu einem Podium eingeladen, auch den Vertreter der als rechtsextrem eingestuften AfD - Stefan Möller. Es gibt dazu ein Statement von Pfarrehepaar Kaffka.

 

Als Pfarrerin und Pfarrer der Evangelischen Predigergemeinde haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir uns dazu verhalten. Die Essenz davon machen wir öffentlich, damit Missverständnisse vermieden werden:

Wir sind uns darin einig, dass Vertreter*innen der AfD nicht auf eine kirchliche Bühne gehören. Die Partei steht gegen unsere Werte und gegen die Werte unserer Kirche. Wir glauben, dass diese Partei bereit ist, die demokratischen Spielregeln zu benutzen, um die Demokratie zu beseitigen.

Deshalb werde ich am 08.05.24 gegen die Entscheidung des Kirchenkreises Erfurt demonstrieren, Herrn Möller zu einem Podium einzuladen. (Ulrike K.)

Wir sind uns in unserer Loyalität gegenüber dem Kirchenkreis Erfurt einig, auch wenn dort eine Entscheidung getroffen wurde, die wir falsch finden. Wir haben keinen Zweifel, dass es keinerlei rechtsextremes Gedankengut in den Entscheidunsgremien des Kirchenkreises gibt.1

Deshalb werde ich mich an der Demonstration nicht beteiligen.
Ich befürchte, dass sie in der öffentlichen Wahrnehmung als grundsätzlicher Protest gegen die verantwortlichen Personen und die Kirche missverstanden wird. (Holger K.)

Wir sind uns darin einig, dass unsere volle Solidarität als Pfarrer*innen den Menschen gehört, die sich gegen Rechtsextremismus und Menschenverachtung engagieren.

Auch darum werde ich an der Demonstration teilnehmen, um diesen Menschen den Rücken zu stärken. Dazu gehören auch viele Menschen aus unserer Kirchengemeinde. (Ulrike K.)

Wir sind uns darin einig, dass wir im Kirchenkreis das Podium und die Demonstration zum Anlass nehmen sollten, um darüber im Gespräch zu bleiben, wie dem erstarkenden Rechtsextremismus von unserer Seite aus klar zu begegnen ist.

Darum werde ich die Podiums-Veranstaltung besuchen und meine dort gesammelten Eindrücke ins weitere Gespräch einbringen. (Holger K.



1 Edit 10.05.2024:
Wir haben diesen Text geschrieben, damit unsere Handlungen nicht missverständlich ausgelegt werden können. Dabei haben wir uns um größtmögliche Klarheit bemüht. Dennoch hat dieser Satz zu Missverständnissen geführt. Darum betonen wir noch einmal: Nie und zu keiner Zeit haben oder hatten wir den kleinsten Zweifel daran, dass alle Verantwortlichen im Evangelischen Kirchenkreis Erfurt von einer demokratischen Grundhaltung getragen sind. Wir wissen auch von niemandem, der die demokratische Integrität der Entscheidungsträger*innen in Zweifel gezogen hätte. Wir haben diesen Satz formuliert, weil wir (im Übrigen zu Unrecht) befürchtet hatten, dass im Zusammenhang mit der Demonstration der Kirchenkreis Ziel von derartigen Verdächtigungen werden könnte. Davon wollten wir uns von vornherein klar abgrenzen.

Wir betonen, dass wir mit Respekt und Einverständnis auf die Art und Weise schauen, wie die Entscheidung für das Podium mit Beteiligung des AfD-Kandidaten zustande gekommen ist. Der Kreiskirchenrat hat nach unserer Kenntnis gründlich abgewogen und mit großer Mehrheit entschieden. Das ist ein sauberer demokratischer Prozess. Die Tatsache, dass wir das Ergebnis dieses Prozesses nicht richtig finden, ändert nichts an unserer Achtung vor dem Gremium. Wir teilen zudem das berechtigte Anliegen des Kirchenkreises, gerade die Sozialpolitik in Erfurt zum Thema des Gesprächs vor der Wahl zu machen.